Als Energieberater sind wir viel unterwegs und sehen viele Heizungsanlagen. Und was soll wir sagen – es ist erschreckend: Aber lesen Sie selbst, so sieht die erbärmliche Realität in Deuschland aus…
Istzustand in Deutschland
Eine klassische Heizungsanlage funktioniert außentemperaturgeführt und hat eine Zeitschaltuhr für die Nachtabsenkung. Wenn sie etwas besser ist, dann wird zusätzlich ein Referenzraum mit eingebunden. Im Sommer kann die Heizung auf reine Warmwasserbereitung umgestellt werden. Die Heizungspumpe, wenn Sie schon hochgerüstet wurde, kann ihre Leistung an die Anzahl geöffneter Heizkörper anpassen.
Das ist der leider der erbärmliche Istzustand unserer Heizungen in Deutschland. Es ist der Versuch mit möglichst einfachen Mitteln viel Energie einzusparen. Insgesamt ist das natürlich im Vergleich zur permanenten Wärmebereitstellung schon ein großer Sprung, aber leider nicht wirklich perfekt.
Wir leben in einer hoch technisierten Welt und betreiben unsere Heizung, immerhin der höchste Energieverbraucher im Haus, mit einer Zeitschaltuhr!
Problem 1: Vorlauftemperatur
Die Vorlautemperatur ergibt sich aus der Heizungskurve, die abhängig von der Außentemperatur ist. Sie ist so gewählt, das bei hohem Heizbedarf alle Heizkörper genügend Energie abbekommen.
Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, ob tatsächlich Bedarf da ist. Läuft gerade der Kachelofen, wärmt die Sonne die Räume auf, oder ist niemand zuhause. Hat ein bestimmter Raum eine Heizanforderung, der Referenzraum aber nicht usw.
Es gibt täglich viele Szenarien bei denen diese Vorgehensweise nicht passt.
Die Heizung stellt einfach im „Blindflug“ viel zu viel Wärmemenge zur Verfügung, was zu unnötigem Verbrauch führt.
Problem 2: Nachtabsenkung
Gehen Sie wirklich immer zur exakt gleichen Zeit zum Schlafen? Wohl kaum! Sie werden diese Zeitschaltuhr so einstellen, dass Sie sicher nicht durch ein vorzeitiges Absenken beeinträchtigt werden. D. h. da steht tendenziell 1:00 Uhr anstatt 23:00Uhr und es passt somit garantiert nicht mit der tatsächlichen Schlafenszeit überein. Unterm Strich verschwenden Sie jeden Tag eine Menge Heizöl/ Erdgas.
Problem 3: Warmwasserbereitung
Die Wassererwärmung findet je nach Boilergröße 1-2 mal täglich nach einer Zeitschaltuhr statt. Bei Bedarf aber auch jederzeit. Die Heizung hat dafür eine Vorrangschaltung. D.h. während der Wassererwärmung ist die Raumheizung aus!
Das Problem bei der Wasserbereitung ist, dass die Heizung erstmal das Wärmenivau des Wassers erreichen muss, das bedeutet der Brenner läuft eine ganze Weile nur um auf diese Temperatur zu kommen. Das hat zur Folge, dass gerade im Sommer Wirkungsgrade um die 30% normal sind!
Problem 4: Sonderfunktionen
Sind Sie im Winter im Urlaub, sollten Sie die Heizung nur im Absenkbetrieb betreiben. An der Heizung gibt es dafür in der Regel eine Betriebsart, die Sie direkt am Gerät einstellen müssen.
Zudem müssten auch alle Stellglieder auf eine niedrige Temperatur eingestellt werden. Eine Menge Arbeit, die Sie eventuell gerade bei einem Kurzurlaub nicht machen wollen, insbesondere weil Sie nach dem Trip ein warmes zuhause wünschen.
Ist es im Frühjahr draußen tageweise warm genug, kann die Heizung aus bleiben. Dies kann direkt an der Heizung eingestellt werden. Sie müssen aber oft täglich abschätzen, ob ein zuheizen notwendig ist. Das gleiche trifft im Herbst zu, wenn es tageweise wieder zu kalt wird.
Hand aufs Herz, wer macht das?
Dadurch läuft die Heizung oft ohne tatsächlichem Bedarf tageweise durch. Auch hier kann viel gespart werden.
Neuere Heizungen haben eine einstellbare Heizgrenztemperatur, mit der versucht wird den Übergang „Heizung an“ / „Heizung aus“ so gut als möglich zu treffen. Auch hier handelt es sich um ein grobes Verfahren, das einfach zu wenige Parameter berücksichtigt, sodass der Wert in der Regel in die Richtung viel zu früh einschalten gestellt wird.
Lösung zu Problem 1: Vorlauftemperatur
Mit unserer Gebäudeautomation kann mit wenig Aufwand eine bedarfsgeführte Heizung realisiert werden. Nachdem jeder Raum eine eigene Temperaturregelung hat, weiß das System exakt den Heizbedarf im Haus. Das Smart Home weiß zudem ob überhaupt jemand zuhause ist. D.h. alle wichtigen Informationen sind in der Gebäudeautomation vorhanden.
Es muss nun abhängig von Anwesenheit und Heizbedarf die Heizkurve dynamisch angepasst werden!
Das hat zur Folge, dass bei hohem Heizbedarf die Vorlauftemperatur angehoben wird, um genügend Energie zu haben, die Räume zügig aufzuheizen. Ist entsprechend wenig Heizbedarf, soll heißen, die Räume sind temperiert, reicht zum Warmhalten auch weniger Wärmemenge.
Ist der Heizbedarf bei Null, wird der Heizbetrieb und die Heizungspumpe komplett ausgeschaltet.
Lösung zu Problem 2: Nachtabsenkung
Wir programmieren in jedes Haus eine Schlafen-Betriebsart, die dafür sorgt, dass nachts z.B. im Flur nur angenehmes schwaches Licht angeht. Dieser Modus wird beim zu Bett gehen aktiviert. Optimal also, um genau zu diesem Zeitpunkt die Nachtabsenkung zu starten.
Wenn Sie dann in der Früh z.B. um 7:00Uhr aufstehen, weiß die intelligente Gebaudeautomation, dass je nach Temperaturniveau von innen und außen das Aufheizen um z.B. 5:43Uhr starten muss. Dabei ermittelt eine ständig lernende Logik in der Software diesen Zeitpunkt automatisch.
Lösung zu Problem 3: Warmwasserbereitung
Gerade beim morgendlichen Aufheizen liegt aufgrund der zurückliegenden Nachtabsenkung eine sehr hohe Heizlast vor. Wie zuvor beschrieben wird nun die Vorlauftemperatur angehoben.
Ein guter Zeitpunkt also um „parallel“ das Warmwasser zu bedienen. Und zwar immer nur dann, wenn unsere Vorlauftemperatur höher ist als die aktuelle Wassertemperatur. Wir sparen uns die ineffizient Aufheitzphase auf das Temperaturniveau des Wassers und konnen so viel Heizöl/Erdgas sparen.
Selbstverständlich wird das Wasser weiterhin bei hohem Bedarf auch direkt aufgewärmt.
Diese Option ist bei einer Fußbodenheizung nur eingeschränkt nutzbar.
Lösung zu Problem 4: Sonderfunktionen
Nachdem die Heizung, wie hier beschrieben, je nach Bedarf die Vorlauftemperatur anpasst bzw. auch komplett ausschaltet, sind Übergangszeiten im Frühjahr oder Herbst kein Thema mehr. Soll heißen, die Automation erledigt das ganz ohne Ihr zutun. Auch Sonderfunktionen wie Heizung komplett aus oder Warmwasserbetrieb sind in einem Smart Home mit einem Fingertipp in der Loxone App erledigt.
Wollen Sie in den Urlaub fahren, ist ebenfalls ein einziger Klick notwendig und alle Räume und die Heizung werden auf Sparbetrieb gestellt. Kurz bevor Sie zurückreisen schalten Sie die Heizung einfach aus der Ferne via App wieder an und kommen so in ein kuschliges Zuhause.
Fazit
Mit relativ wenig Aufwand, softwareseitig und hardwareseitig, kann besonders im Altbau viel Geld gespart werden. Die Einsparung beträgt bis zu 30%, was bei 1000-4000€ Energiekosten (je nach Baujahr) 300-1200€ ausmacht.